Blog

116 Tage Abenteuer

Tag 10: Hiroshima

Heute machen wir uns gleich in der Früh mit dem Zug auf den Weg nach Hiroshima. Den ersten Zug haben wir leider verpasst, da wir die Größe des Bahnhofs in Fukuoka ein wenig unterschätzt haben und wir unsere Tickets nicht so leicht bekamen wie erhofft. Da aber gefühlt alle 15 Minuten ein Zug Richtung Hiroshima abfuhr war das keini Problem. Mit den japanischen Schnellzügen, genannt „Shinkhansen“ sind wir in einer guten Stunde in Hiroshima (Wegstrecke knappe 300 km). 🚄

Mit dem Wissen, dass hier vor gut 75 Jahren die erste Atombombe der Welt eingeschlagen hat, reisen wir mit gemischten Gefühlen nach Hiroshima. Wie wird es dort heute ausschauen? Sind die Auswirkungen dieser Katastrophe noch in irgendeiner Form erkennbar?

Als wir am Bahnhof in Hiroshima ankommen gibt es keinen Unterschied zu den anderen Großstädten, die wir bis jetzt bereist haben. Haufenweise Menschen und ein riesiger Bahnhof. Als wir aus dem Bahnhof rausgehen schießen links und rechts die Hochhäuser aus dem Boden, wie in den anderen Städten. Hier also mal gar nichts mehr von der Katastrophe erkennbar. Wir machen uns auf den Weg zu den alten Denkmälern und Museen von der Atomkatastrophe. Hier gibt sich dann ein anderes Bild. Es gibt ein Denkmal an die AtomKatastrophe, das letzte Gebäude, welches noch als Ruine erhalten ist und an die grausame Zeit erinnert. Damals war es die „City Hall“, ein sehr modernes Gebäude für die damalige Zeit. Rund um das Denkmal gibt es einen riesigen Friedenspark, in dem das Friedensmuseum, eine Friedensglocke und viele weitere Erinnerungsstätten enthalten sind. Es sind unglaublich viele Menschen in diesem Park, was auffällig ist: Es sind auch sehr viele Schulklassen bzw. sehr viele Gruppen von Kindern unterwegs. Auch ihnen wird die Katastrophe vor Augen geführt, dass es niemals in Vergessenheit gerät.

Vor der Ruine treffen wir einen älteren Mann an, der die Katastrophe miterlebt hat, wenngleich nur als sehr kleiner Junge. Seine Mutter ist die älteste, heute noch lebende Frau (106 Jahre), die die Ktastrophe miterlebt hat. Sein Vater ist beim Angriff gestorben und sein Großvater erlag den schweren Folgen des Angriffs. Er selbst steht seit 17 Jahren jeden Tag in diesem Park vor der Ruine und erzählt den Menschen seine Geschichte und die Grausamkeiten, welche die Menschen zu dieser Zeit erlitten. Die Menschheit soll sich immer daran erinnern, was eine Nuklearwaffe alles ausrichten kann.

Wir schauen auch ins Museum, in dem die Geschichte vom 6. August 1945 nochmals erzählt wird. Um 8:15 Vormittags am besagten Tag explodierte die Atombombe, welche von den Amerikanern abgeworfen wurde, ca. 600 Meter über dem Boden von Hiroshima. Ziel war ein Brücke, welche direkt neben dem heutigen Denkmal, der damaligen „City Hall“, ist. Unzählige Menschen starben an diesem Tag sofort und weitere Tausende Menschen an den Folgen der Bombe. Vom 6. August 1945 bis Jahresende 1945 starben ca 140.000 Menschen an der Atombombe bzw. den Nachfolgen. Und in den Jahren danach noch viele weitere. Im Museum sind unzählige traurige Geschichten von Familien erzählt und wie die Menschen den Angriff erlebt hatten. Das sind Geschichten, welche man keinem Menschen auf der Welt wünscht. Welche körperlichen und psychischen Schäden im Museum bildlich gezeigt sind (oftmals echte Bilder von damals) möchten bzw. können wir gar nicht beschreiben. Die meisten Menschen sind an der unglaublichen Hitze gestorben und am lebendigen Leibe verbrannt. Selbst einige Kilometer vom Einschlagsort entfernt, war die Hitze noch so groß, dass viele Menschen an Verbrennungen litten bzw. sogar starben. Nicht vorzustellen, wie das damals gewesen sein muss. Auch verschiedene Geräte bzw. Materialien sind ausgestellt, welche sich durch die Hitze stark verformt haben. Unten zum Beispiel ein Fahrrad.

Nach dem Besuch des Parks und des Museums machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Bahnhof. Wir müssen weiter nach Osaka, wo unsere nächste Unterkunft ist. Wieder geht es mit dem Schnellzug weiter und wir kommen am Abend im Hotel an. Hoffentlich können wir heute schlafen.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

1 Kommentar

  1. Jakob Dezember 3, 2024

    Wahnsinn eigentlich.. Also alles – aber 300km mit dem Zug in einer Stunde.. Bei uns kommst in einer Stunde mit dem Zug vielleicht von Steyr nach Linz wenn’s gut geht!

Antworten

© 2025 Blog

Thema von Anders Norén